Es war endlich Freitag. Paula, Oskar und ich wollten uns nach der Schule bei mir treffen, um etwas zusammen zu unternehmen. Wir verabredeten uns für 15:00 Uhr bei mir. Oskar und Paula hatten fast denselben Weg und kamen daher zusammen. Als sie ankamen, fragte ich sie, ob wir auf dem Dachboden nach Spielen suchen wollten. Wir gingen also alle auf den Dachboden und stöberten in alten Kisten und Kartons. Plötzlich rief Oskar uns ganz aufgeregt zu sich. „Mensch Leute, kommt mal schnell her, hier in der alten Truhe habe ich eine Schatzkarte gefunden!“ Wir eilten zu ihm, um zu sehen, was Oskar da gefunden hatte. Ich meinte: „Ich glaube die Karte gehörte meinem Großvater. Meint ihr, dass dort wirklich ein Schatz zu finden ist?“
Paula sagte: „Vielleicht, wir können uns ja für morgen verabreden, um es herauszufinden.“ Wir fanden, dass es eine gute Idee sei. Also machten wir schon mal eine Liste, was wir alles für eine Schatzsuche brauchten. Ich fragte sogar meinen Vater nach seinem Kompass. Wir planten bis spät abends und trafen uns am nächsten Morgen.
Unsere Utensilien und den Proviant verstauten wir in unseren Rucksäcken. Mit der Karte in der Hand gingen wir zum Startpunkt. Es war die Statue in der Mitte der Stadt. Von dort aus gingen wir am Rinderhof vorbei Richtung Ortsausgang. Laut Karte war unser nächstes Ziel der große Parkplatz im Wald. Von dort aus ging es geradewegs in die Mitte des Waldes. Dort steht nämlich schon seit vielen Jahren ein Denkmal. Dies war selbst auf so einer alten Karte zu finden. Nun machten wir an einer Bank eine kurze Pause. Denn wir waren schon seit fast zwei Stunden unterwegs. Wir aßen etwas von unserem Lunchpaket und machten uns wieder auf den Weg.
Die letzte Nachricht bei unserer Schatzsuche lautete: biegt an der übernächsten Kreuzung links ab! Doch plötzlich kamen wir an einen Wassergraben. Wie sollten wir da hinübergelangen? Paula sagte „Na, springen!“ Oskar sagte: „Das schaffen wir nie!“ Und ich war mir auch nicht sicher.
Der Graben war ziemlich breit. Aber war das Wasser dort unten tief? Wir schauten uns um.
Weit und breit keine Brücke! Waren wir den falschen Weg gegangen? Wir guckten uns den Zettel mit der Nachricht noch einmal ganz genau an. Vielleicht hatten wir ja nicht richtig gelesen!
Würden wir jemals den Schatz finden?
Wir grübelten weiter, aber wir fanden keine Lösung. Da sagte ich: „Ist egal, wir kehren einfach um. Wir finden sowieso keine Lösung.“ Paula stimmte zu, bis Oskar von irgendwo aus dem Gebüsch rief: „Oder wir nehmen das Brett, welches hier liegt!“ Wir drehten uns zum Gebüsch,
wir rannten zu Oskar und sahen es: ein stabiles, langes Brett aus Holz, es lag dort wie, als wäre es nur dafür da, um über den Graben zu gelangen. Direkt packten wir mit an und hievten das Brett aus dem Gebüsch. Aber ich wunderte mich schon, dass das Brett dort lag.
Das kann doch kein Zufall sein, oder doch? Wir haben es dann irgendwie geschafft, das Brett in Position zu bringen und kletterten dann einer nach dem anderen auf die andere Seite.
Auf der anderen Seite war ein Feld mit einem kleinen, dünnen Trampelpfad. Ob das wirklich der richtige Weg ist? Oskar schrie: „Seht nur dort hinten beginnt der Wald wieder!“ Aber bis dahin waren es bestimmt noch zwei Kilometer. Allen taten schon die Beine weh. Im Wald angekommen, kam direkt die erste Kreuzung. Nach weiteren zehn Minuten Marsch kamen wir an die Kreuzung, an der wir links abbiegen sollten. Wir bogen ab. Dort stand eine alte verlassene Hütte.
Oskar und ich sagten zeitgleich: „Gruselig!“ Doch Paula sagte: „Kommt, das wird spannend!“ Wir zögerten, doch dann folgten wir ihr. Die Bretter der Hütte waren morsch und mit Moos bedeckt. Die Tür hing nur noch halb im Rahmen. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, meine Knie zitterten. Plötzlich raschelte es im Gebüsch, ich erschrak, aber es war bloß ein Vogel. Wir blieben stehen.
Wir waren nur noch etwa fünf Meter von der Hütte entfernt. Paula sagte: „Kommt, worauf wartet ihr denn noch!“ Mir war mulmig zu Mute und ich sah es ebenso in Oskars Augen.
Aber aus irgendeinem Grund folgten wir Paula trotzdem. Paula machte vorsichtig die Tür auf, ich schluckte, doch auf einmal hörte ich Paulas enttäuschtes Seufzen: „Ach menno, hier ist ja gar nichts drin!“ Wir gingen in die Hütte „Nur so´n öder, alter Teppich!“ schimpfte sie. Paula trampelte auf dem Boden und dem Teppich herum.
Doch dann bemerkte ich einen Unterschied, ich rief: „Paula warte! Mach das noch mal!“ „Was nochmal?“ fragte sie verwirrt. „Stell dich mal genau dort auf den Teppich! Und ich stelle mich hier hin!“ Rief ich. Sie fragte verwirrt wieso, aber ich sagte ihr nur, sie solle es einfach machen. Widerwillig stellte sie sich auf den Teppich. „Trampel mal!“ Sagte ich. Paula rollte mit den Augen und trampelte auf dem Boden herum. Als sie aufhörte, trampelte ich und mein Verdacht bestätigte sich. „Ich wusste es!“ sagte ich leise.
Sofort ging ich zum Teppich und rollte ihn auf. Paula sprang schnell vom Teppich und schrie: „Was ist denn jetzt in dich gefahren?!“ „Helft mir, ich suche eine Art Klappe oder eine Falltür!“ sagte ich aufgeregt. „Eine Falltür?!“ fragte Oskar und begann mir zu helfen. Dann hat Paula auch begonnen uns zu helfen. Paula sagte verblüfft: „Hier ist was!“ Oskar schrie so laut das mir die Ohren weh taten: „Echt?!“ Paula und ich öffneten eine Klappe, es staubte heftig. Oskar hustete. „Ich glaube, hier war seit Ewigkeiten keiner mehr.“ sagte er. „Das wollen wir doch hoffen, schließlich soll dort unten ein Schatz sein.“ sagte ich lachend. „Jetzt stellte sich nur noch eine Frage: wer geht zuerst runter?“ sagte Oskar stotternd. Oskar und ich schauten uns an, wir dachten beide dasselbe.
Wir sahen Paula an „Oh, oh, nein, ich gehe da sicher nicht zuerst runter, das ist selbst mir zu gruselig! Das ist stockfinster da unten, man sieht nicht einmal den Boden!“ Da setzte ich meinen Rucksack ab, holte eine Taschenlampe heraus und hielt sie Paula unter die Nase. Sie seufzte, schluckte und riss mir die Lampe aus der Hand.
Ich habe Paula noch nie so verunsichert gesehen, sie war immer so selbstbewusst. Paula zögerte, doch dann machte sie die Taschenlampe an und leuchtete in das schwarze Loch. Wir hatten Glück es war nur etwa zwei Meter tief. Mit ein bisschen Lachen in der Stimme sagte ich zu ihr: „Na los, worauf wartest du denn noch?“ Sie grinste mich nur ironisch an und kletterte das Loch hinab. „Und?“ rief ich ihr zu. Sie sagte: „hier sind Lampen aber kein Schalter. Schaut euch oben mal nach nem Schalter um.“ Also schaute ich mich um, dabei bemerkte ich einen alten, zerfetzten Vorhang. Er fiel in dem vermoosten braun gar nicht auf.
Ich stand auf und ging hin, ich schob ihn beiseite, und tatsächlich hinter dem Vorhang befand sich ein Schalter. Ich betätigte ihm. Von unten hörte ich nur einen dumpfen Laut und dann hörte ich Paula sagen: „Das Licht ist angegangen, ihr habt wohl einen Schalter gefunden.“ Man konnte es nicht so gut verstehen, weil sie schon ein kleines Stück in den Tunnel hinein gegangen war.
Paula rief: „Ihr könnt kommen!“ Wir wollten nicht, aber wir konnten sie da unten ja nicht einfach allein lassen. Ich schluckte, doch ich erklärte mich bereit, als zweites hinabzusteigen.
Als ich unten angekommen war, erschrak ich: „Der Tunnel ist ja voll lang! Wie lang es wohl nach der Kurve noch weiter geht?!“ Der schmale Gang führte weit durch die Erde. Mir zitterten die Knie, ich konnte mich nicht bewegen. Ich bemerkte nur noch, wie Oskar hinter mir durch die Öffnung kletterte und sagte: „Wow, das ist ja wie im Film!“ Da wurde mir schwarz vor Augen. Ich wachte auf Paulas Rücken wieder auf, ich wusste nicht, wie lange ich weg war.
Als ich wieder klar denken konnte, schossen mir tausend Fragen in den Kopf: Wo bin ich? Warum bin ich hier? Und das Wichtigste, warum bin ich auf Paulas Rücken?! Sie bemerkte, dass ich wach war und hielt an: „Oh, sie ist wach.“, sagte sie zu Oskar und ließ mich runter. „Wir sind schon mal weiter gegangen. Du hast dich so erschreckt, dass du in Ohnmacht gefallen bist, aber wir wussten, dass du bald wieder aufwachst. Du warst nur etwa zehn Minuten weg.“ Ich hatte immer noch nicht realisiert, wo ich war. Doch ich erinnerte mich Stück für Stück wieder daran.
Auf einmal war dieses Bild wieder in meinem Kopf, der ewig lange Tunnel, diese engen Wände und die niedrige Decke. Mich überkam ein Schauer, doch ich kriegte mich wieder ein. Ich fragte Paula entsetzt, warum sie weiter gegangen sind, obwohl ich in Ohnmacht gefallen war, aber sie wusste es selbst nicht. Also gingen wir weiter und ich gewöhnte mich langsam an den engen Tunnel. Wir gingen und gingen, aber der Tunnel schien kein Ende zu nehmen.
Wir schauten immer wieder nach hinten, aus Reflex. Wir gingen schon so, dass wir gar nicht mehr nach vorne schauten, sondern nur noch auf den Boden. Plötzlich sagte Paula:
„Hey Leute, ich glaube, dort hinten ist das Ende! Seht doch!“
Und tatsächlich, es sah so aus, als würde der Tunnel endlich ein Ende nehmen. Ich drängte mich vor Paula und fragte: „Ist das dort vorne ein Raum?“ Ich legte ein schnelleres Tempo ein, ich konnte es nicht mehr erwarten. Es wurde immer deutlicher, am Ende des Tunnels war tatsächlich ein kleiner Raum. Wir betraten den Raum. Ich fühlte mich gleich viel wohler. Endlich wieder ein bisschen mehr Platz. Der Raum war leer bis auf einem kleinen Schrank und einem alten Schaukelstuhl, dieser war übersät mit Spinnenweben. Oskar sagte: „Voll cool ein geheimer Raum, aber wo ist jetzt der Schatz?“ Ich sagte: „Am besten schauen wir erst mal im Schrank nach, Obwohl das ja eigentlich viel zu offensichtlich wäre.“ Paula machte den Schrank auf. „Wie erwartet, nichts.“ sagte sie enttäuscht. Doch ich sagte: „Halt, nicht so schnell aufgeben! Wir suchen nicht direkt nach einer großen Truhe. Es kann auch nur ein kleiner Zettel sein, mit einem neuen Hinweis.“ Ich kniete mich neben Paula vor den Schrank und suchte mit ihr. „Such vielleicht nach einem geheimen Fach.“ Wir suchten also den Schrank ab. Plötzlich bemerkte ich an der Decke des Schrankes eine raue Oberfläche und holte die Taschenlampe aus dem Rucksack. Ich leuchtete an die Schrankdecke und sah es. „Dort ist etwas ins Holz geritzt worden“, sagte ich aufgeregt. „Vielleicht ein weiterer Hinweis.“ Oskar sprang mir von hinten auf den Rücken und rief: „Zeig, zeig. Ich will es sehen!“ Ich erschreckte mich und stieß mir den Kopf. Paula schob mich aus dem Schrank und las vor:
„Der Weg nach draußen ist hinter dem Schrank. Geht Richtung Norden, zur großen Eiche. Der Schatz liegt zehn Schritte daneben in Richtung Osten vergraben.“ Augenblicklich schoben Paula und ich den Schrank beiseite. Dahinter befand sich ein Loch in der Wand mit einer Leiter, die nach oben führte. Wir kletterten die Leiter hinauf und drückten eine Luke auf. Das Tageslicht blendete uns. Als wir alle wieder im Freien standen, machte ich die Luke zu. Man sah sie kaum, sie war komplett mit Moos bewachsen. Paula rief: „Da hinten, ich sehe die Eiche schon.“ Sie zeigte auf die alleinstehende Eiche ein paar hundert Meter entfernt. Zur Sicherheit holte ich den Kompass heraus, um die Richtung zu überprüfen. Sie lag tatsächlich Richtung Norden. Wir liefen los. Bei der Eiche angekommen, stellte ich mich auf die Ostseite der Eiche und zählte zehn Schritte ab. Genau an der Stelle, lag ein großer Stein. Wir schoben ihn beiseite. Oskar setzte seinen Rucksack ab und holte eine Schaufel raus. Er begann zu graben. Es dauerte nicht lange, bis er auf etwas hartes stieß. Er legte es frei und holte es herauf. Es war eine kleine Truhe. Wir waren alle gespannt, was sich in der Truhe befand. Oskar öffnete sie und bekam ganz große Augen. In der Truhe befand sich ein Amulett an einer Kette und ein paar Goldmünzen. Wir konnten es gar nicht glauben, wir hatten tatsächlich einen echten Schatz gefunden!
Kontaktdaten
NachrichtenEule
c/o Hahnheide-Schule
Im Raum 23
22946 Trittau
E-Mail: redaktion@nachrichteneule.de
Tel. der Schule: 04154 80780
neueste Artikel
- Interview mit Frau KempOktober 12, 2023 - 12:00 pm
- Interview mit Herrn RörickOktober 12, 2023 - 11:58 am
- Interview mit Frau MuchOktober 12, 2023 - 11:53 am